Auf den Spuren römischer Kaiser...

Gehen Sie einmal auf die Halbinsel Vizula – nicht nur zum Baden. Machen Sie einen Spaziergang am Meer entlang und atmen Sie den Geist vergangener Zeiten ein. Hören Sie das ausgelassene Lachen reicher Römer, die hier in der Zeit der römischen Kaiser die Nächte beim Klang von Musikinstrumenten in ausgelassener Stimmung, oder mit dem Rezitieren von Versen und Austausch philosophischer Gedanken verbrachten.
Bleiben Sie, bevor Sie an die Spitze von Vizula kommen, kurz stehen – und schließen Sie die Augen. Sie stehen jetzt innerhalb einer imposanten Pallastfassade mit hohen, glatten Säulen und sechzig Zentimeter breiten Kapitellen. Diese luxuriöse Sommerresidenz römischer Kaiser auf der südwestlichen Seite der Halbinsel war nach Westen - mit Blick auf die benachbarte Villa in Pomer- ausgerichtet. Sie kennen sicher die Säulen des Augustus-Tempels. In etwa so können Sie sich den Säulengang dieser patrizischen und kaiserlichen Sommerresidenz aus dem 1. und 2. Jahrhundert vorstellen…

Reiche Patrizier und Mitglieder der kaiserlichen Familie wandelten in feine Tuniken gehüllt durch das Peristyl mit Blick auf das Meer… Sie empfingen Gäste im Atrium, einem Hof mit Springbrunnen, oder aßen im Triclinium zu Abend, während Händler und Seefahrer die Anlegestellen und Geschäfte besuchten. Entdecken Sie, warum die heutige Riviera von Medulin schon vor zweitausend Jahren, zur Zeit der wohlhabenden Römer, ein Urlaubsgebiet erster Wahl war…

Luxuriöse Villa in der Zeit von Kaiser Augustus errichtet

Bei archäologischen Ausgrabungen der Jahre 1995-2010 wurden vier Bauperioden u. Rekonstruktionen mit Zwischenphasen aus der Zeit der römischen Kaiser Augustus (63 v.Chr. – 14 n.Chr.), Hadrian (76-138 n.Chr.), Konstantin des Großen (280-337 n.Chr.) und des byzantinischen Kaisers Justinian (527-565 n.Chr.) entdeckt. Der erforschte Teil der Villa erhebt sich an der westlichen Seite der Halbinsel (Sektor 2) sanft von der Küste zum Gipfel des Hügels und man sieht vier Terrassen (Grundriss).

Man nimmt an, dass diese luxuriöse Villa in der Zeit von Kaiser Augustus (1.-4.Jhd.) errichtet wurde und diese dann Kaiservilla in der Zeit des Kaisers Konstantin des Großen (230-337) war. Ein Jahrhundert später wurde die Anlage von Menschen bewohnt, die vor den Goten flüchteten.

Auf der Halbinsel Vizula stehen heute Tafeln, anhand derer Sie sich genau über die Standorte der Räumlichkeiten informieren können. Die Sektoren und Räume sind jeweils nummeriert und beschrieben. Ein großer Teil der Räumlichkeiten befindet sich unter dem Meeresspiegel.

Mauerreste

Auf der ersten Terrasse entlang des Meeres wurde ein überdachter Gang mit Säulen (Peristyl) entdeckt, der mit einem schwarz-weißen Mosaik aus dem 1. Jahrhundert ausgelegt war. Der Gang führte bis zum Schwimmbad. Die erhaltenen Boden-Mosaike sind mit schwarz-weißen geometrischen Ornamenten und Bordüren verziert, ähnlich einem Teppich an der Promenade entlang des Meeres aus der Zeit des Kaisers Augustus.

An der nordöstlichen Seite der Halbinsel gibt es eine 35 Meter lange versunkene römische Anlegestelle. An der Küste wurde eine Zisterne gefunden, die durch Kanäle mit den Lagerräumen an der Küste und den Gebäuden verbunden war und sich in einer Länge von mehr als 50 Metern unter der Meeresoberfläche an der Küste befindet. Ein großes ovales Schwimmbecken (12 x 5 m) und Reste eines Gebäudes mit zwei Apsiden sind Teile der versunkenen Architektur im Meer mit unbekanntem Zweck im Rahmen eines Handelshafens an der Küste. Eine Münze des Kaisers Konstantin des Großen wurde in der nordöstlichen Ecke des Mosaikbodens eingemauert gefunden.
Die Räumlichkeiten westlich der Peristylmauern sind heute vom Meer umspült. Schon zur damaligen Zeit kannten die Römer eine Bodenheizung. Es gab dort einen Wasserspeicher.  Das Wasser wurde mit einer perfekten Technik, durch zusammengesetzte Ofensysteme gewärmt und weitergeleitet. Auf Vizula wurden fünf Zisternen gefiunden.  Man kann sich gut vorstellen, wie die Bewohner der Villa badeten, sich massieren ließen und sich in den Thermen des Gebäudes erholten. Entlang der Meeresküste ist ein vollständig erhaltenes Kanalisationssystem für Abwässer mit einem Steingitter zu sehen, das die Abwässer vom Gebäude ins Meer leitete.

Erst im Jahr 2006 wurde bei Ausgrabungen auf der 3. Terrasse nördlich des Hypocaustum ein Raum mit spätantiken, würfelartigen blauockerfarbenen Mosaiken freigelegt. Dieser Raum diente wahrscheinlich früher als Umkleideraum für das Bad und später als Audienzsaal.

Auf der südöstlichen Seite befand sich eine Anlegestelle mit Lagerräumen und Häusern für Händler, Bedienstete und Sklaven. Später, Ende des 6. sowie während des 7. Jahrhunderts, zur Zeit des Einfalls der Barbaren in Istrien, kamen viele Flüchtlinge vom Festland. Jeder Raum wurde von einer oder mehreren Familien benutzt und mit einer Feuerstelle zum Wärmen und Kochen ausgestattet. Dadurch wurden die Mosaike teilweise zerstört.

Archäologische Funde:  Auf Vizula wurden viele antike Gegenstände gefunden, wie Keramikkrüge, Schmuck, phallusförmige Bronzeamulette (diese sollten Fruchtbarkeit herbeiführen), Zierspangen, Geld römischer Kaiser, Amphoren für Wein und Öl, Dolia für Weizen, Keramikziegeln zum Decken von Dächern und Kanälen – jeweils mit Stempeln der Hersteller (Q Clodius Ambrosius, Panslana). Feine Tischkeramik, grobe Hauskeramik. Es wurde auch ein Teil eines einzigartigen, spätantiken reliefartigen Glases mit einem sich aufbäumenden Pferd gefunden (ein Foto ist im Führer des Tourismusverbandes Medulin zu sehen) sowie eine bronzerne „T“-Fibula in Form einer Armbrust aus dem 4. Jahrhundert…

Sie möchten mehr erfahren? Lesen Sie den 29-seitigen hochinteressanten
Führer des Tourismusverbandes Medulin:
Vizula – eine Welt voller Geheimnisse aus der Antike, ISBN 978-953-7001-19-3 
Hier sehen Sie außerdem viele Fotos der Ausgrabungsstätten, Mosaike, Schmuck sowie weitere Ausgrabungsgegenstände...!

Medulin - Badestrände auf der Halbinsel Vizula